[I]Kann man die Vergangenheit leichter ruhen lassen, wenn sie positiv konnotiert ist?[/I]
imo Nicht unbedingt. Positive Erlebnisse in der Vergangenheit können ebensogut Wehmut nach sich ziehen, so dass man stetig daran zurückdenkt und sich die Zeit wieder zurückwünscht, was mitunter den selben Erinnerungseffekt hat wie schlechte Erfahrungen, die einen nicht mehr loslassen. Genauso, wie eine Mischung der beiden Teile (positive Erlebnisse, die unschön enden) ebenfalls das "ruhen lassen" schwer machen.
Es hängt immer davon ab, wie emotional man selbst mit den Ereignissen verbunden ist und wie sehr man sie an sich herangelassen hat, wie gut oder schlecht man sie nach einer gewissen Zeit ruhen lassen kann oder nicht. Dinge, die mir emotional absolut egal sind, berühren mich auch später nicht mehr, egal, ob sie jetzt positiv oder negativ waren. Dinge, die mich emotional aufwühlen, beschäftigen mich mitunter noch mehrere Monate, wenn nicht Jahre, egal, ob es sich um Hochgefühl oder um tiefste Niedergeschlagenheit hande.t
[I]Schaffen wir uns Illusionen der Vergangenheit bewusst?[/I]
Ja und nein. Zum einen werden soweit ich weiß Erinnerungen vom Gehirn automatisch sondiert, Dinge weggelassen, damit sie einfacher zu merken sind, und mit dem anschwellenden Wissen, dass man sich über die Zeit aneignet, werden Erinnerungen mitunter mit späteren Geschehnissen vermischt und verändern, verklären so das Bild, so dass es sich mitunter irgendwann tatsächlich um eine Illusion handelt.
Für einen persönlich kann es natürlich noch die bewusste Illusion geben, dass man versucht, gewisse Teilbereiche bestimmter Erinnerungen auszublenden oder für sich persönlich in die Nichtigkeit zu argumentieren, um Erinnerungen (besonders gern negative) in einem positiveren Licht darzustellen, so dass man entweder selbst als Held dasteht, obwohl man sich wie ein Vollidiot aufgeführt hat, oder, dass Fehler, die man damals gemacht hat, nicht mehr so schlimm erscheinen oder im besten Falle auf einen anderen zu schieben sind, wenn jedoch in der Wirklichkeit man selbst einen Fehler begangen hat.